Acerca de
PubliCum Ex
Ein Publikumsuntersuchungsausschuss
Öffentliche Uraufführung
im Kaisersaal im Hamburger Rathaus
Eine Produktion von kollektiv im Fenster (kiF)
Künstlerische Leitung und Text
Leokadia Melchior (Produktionsleitung), Daria Bayer (Regie) und Jule Martenson (Dramaturgie)
Besetzung
Bühne
Ann Chatarine Krippner (Lee Winter)
Madina Westphal (Melanie Fisor)
Marek Leonard Meurer (Marvin Nettler)
P.C.R. Eschenhagen (Eberhard Stolz)
Video
Daria Bayer (Dr. Johanna „Joe“ Pfennigmann)
Jule Martenson (Jessica Schulz)
Leokadia Melchior (Katrina Cuhnius)
Kamera
Paula Mennerich
Assistentin: Nina Christof
Mitarbeit
Leonie Hintermeier und Octavia Ullmann
Das Projekt dreht sich um den Cum-Ex-Komplex und die Verstrickungen der Hamburger Wirtschaft und Politik. Im Zentrum stehen der aktuell laufende Parlamentarische Untersuchungsausschuss der Hamburger Bürgerschaft sowie die über 1000 Ermittlungs- und Gerichtsverfahren gegen die verantwortlichen Jurist:innen und Banker:innen.
Diese politischen und juristischen Prozesse haben einerseits Licht auf die Lücken des Steuerrechts geworfen. Gleichzeitig haben sie durch ihre spezifische Sprache und die Rollenhaftigkeit ihrer Akteur:innen dazu geführt, die Öffentlichkeit noch weiter von der Sache selbst zu entfernen. Wird die Aufarbeitung ihrem Anliegen, Transparenz zu schaffen, gerecht oder ist sie ebenso verschleiernd wie ihr Gegenstand, die Cum-Ex-Geschäfte?
In unserem Theaterstück beleuchten wir die strukturellen Hintergründe, die die Entstehung und Absicherung von Cum-Ex-Modellen überhaupt ermöglicht haben. Denn mit Cum-Ex enden die OTC-Geschäfte um den Dividendenstichtag, das bewusste Ausnutzen von Markt(in)effizienzen und die Suche nach Steuerschlupflöchern nicht. Sie werden fortgeführt, etwa mit dem weit verbreiteten „Cum-Cum“-Modell. Dafür sorgt auch „Creative Compliance.“ Das bezeichnet den „ex-ante-Einsatz juristischer Expertise, um im Grenzbereich der Legalität unter kreativer Interpretation der Gesetze Anspruch auf Rechtstreue, bzw. zumindest fehlendes Unrechtsbewusstsein erheben zu können“ (Lucia Sommerer). Damit liegt die Verantwortung, die die Akteur:innen wie die Aktien zwischen sich hin- und her schieben, nicht nur bei den Politiker:innen und Banker:innen. Cum-Ex ist, wie die aktuellen Ermittlungen zeigen, auch ein Rechtsskandal auf mehreren Ebenen.
Denn die juristischen Konstruktionen, Begriffe und Verfahren haben nicht nur bei der Entwicklung des Cum-Ex-Modells geholfen. Sie erhöhen, auch jetzt, bei der juristischen Aufarbeitung, durch ihre Geschlossenheit und Abstraktion, die Komplexität statt sie zu reduzieren. Und sie helfen, die kritische Öffentlichkeit von der Durchdringung der politischen, wirtschaftlichen und juristischen Verflechtungen abzuhalten. Es fehlt ein öffentlicher Raum, Sorgen, Fragen und Bedürfnisse zu artikulieren und sich selbst ein Bild zu machen.
Wir wollen diesen Raum in einem Publikumsprozess kreieren. Durch freundliche Unterstützung der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft ist es uns möglich, am 6. und 7. April ein multimediales Theaterstück im Kaisersaal des Hamburger Rathauses zu inszenieren - dem Ort, an dem auch die Sitzungen des Untersuchungsausschusses stattfinden. Die Aufarbeitung als Theaterstück stellt eine andere Form der Wissensvermittlung und der Kritik dar, die einen subjektiven Zugang der Zuschauenden zum Cum-Ex-Komplex in seinen verschiedenen Dimensionen ermöglicht. Die Hauptrolle spielt das Publikum.